Hirtentäschel
Capsella bursa-pastoris
Hirtentäschel ist eines dieser verkannten Kräuter, die einige Gartenbesitzer auch gern einmal als Unkraut betrachten. Dabei ist es eine unglaublich tolle Pflanze, die nicht nur durch ihr elegantes Äußeres auffällt.
Wo wächst Hirtentäschel und wie sieht es aus?
Hirtentäschel ist ein sehr genügsamer Geselle, deshalb findet man das Kraut auf Wiesen, Äckern, Schuttplätzen, an Wegrändern und in Gärten. Auch mitten in der Stadt habe ich es schon aus dem Boden sprießen sehen. Es mag die Sonne und ist eine Zeigerpflanze für nährstoffreiche Böden, die man das ganze Jahr über findet. Das zierliche Kräutlein ist in der Regel einjährig und kann eine Wuchshöhe von bis zu 50 Zentimetern erreichen. Hirtentäschel blüht fast das ganze Jahr hindurch und gehört damit zu den Spätblühern (vgl. Was sind Spätblüher?). Die Blüten sind klein und weiß, aus diesen entwickeln sich später die herzförmigen Früchte bzw. Schoten, die an Taschen erinnern und der Pflanze zu ihrem Namen verholfen haben. In diesen befinden sich jeweils 10 bis 12 Samen. Die Blätter sind rosettig angeordnet und erinnern an Löwenzahnblätter. Aus der Mitte der Rosette entspringt die Sprossachse bzw. der Stängel, an der bzw. an dem die Blüten sitzen. Möchte man Hirtentäschel dem eigenen Garten hinzufügen, sollte man es im Frühling aussäen. Die ideale Erntezeit ist April bis September.
Wofür kann ich Hirtentäschel verwenden?
Das filigrane Kräutlein findet seinen Weg auch auf unseren Speiseplan. Es ist u. a. reich an Vitamin C und Eisen. Geschmacklich erinnert es ein wenig an Kresse. Blüten, Triebe und Blätter eignen sich gut für Salat, als Brotaufstrich, Spinat, im Auflauf oder Kräuterquark. Der eigentliche Star in der Küche sind die Schoten der Pflanze. Sie schmecken leicht nussig und lassen sich ebenfalls im Salat, in Suppen, Eintöpfen und nicht zuletzt als fesche Deko verwenden. Die Samen kann die geneigte Köchin zu einer Art Senf verarbeiten und aus den Wurzeln ein Gewürzpulver herstellen. Auch als leckerer Kräutertee macht Hirtentäschel eine gute Figur.
Hirtentäschel als Heilkraut
Wie so viele andere Kräuter hat auch Hirtentäschel eine lange Tradition als Heilpflanze und wurde bereits von der umtriebigen Hildegard von Bingen empfohlen. Sein Spezialgebiet ist dabei das Stillen von Blutungen: Von Nasenbluten über zu starke Menstruationsblutung bis hin zu kleinen Wunden soll es angewendet werden können. Seine positive Wirkung auf die Blutgefäße zeigt sich auch darin, dass Hirtentäschel sowohl bei zu hohem als auch bei zu niedrigem Blutdruck helfen soll. Außerdem soll es unterstützend bei vorzeitigem Samenerguss, Rheuma, Verdauungsbeschwerden und Hämorrhoiden wirken. Sogar bei Erkältung soll der kleine Tausendsassa verwendet werden können. Je nach Anwendungsfall ließe sich das Kraut dann als Tee, Tinktur, Saft, Umschlag oder auch Sitzbad nutzen.
Achtung! Hirtentäschel nicht in der Schwangerschaft verwenden, denn es besteht die Gefahr von vorzeitigen Wehen. Auch nicht in hohen Dosen zu sich nehmen.
Das elegante Hirtentäschel ist also vielseitig einsetzbar und keinesfalls nur ein Unkraut, das es zu entfernen gilt.
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* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain