Grammatik

Gram­ma­ti­sche Fach­be­grif­fe ein­fach er­klärt

Eine Übersicht der wichtigsten Ausdrücke

Agnes Waidosch
31 Jan, 2020

Sie sind in einem unserer Blogartikel oder bei der Recherche zu einem bestimmten Grammatikthema auf einen Fachausdruck gestoßen, mit dem Sie nichts anfangen können? Kein Problem, denn wir haben in diesem Beitrag die wichtigsten Grundbegriffe aus der Grammatik zusammengestellt und kurz erklärt.

SATZGLIEDER (Subjekt, Objekt, Prädikat, Adverbial, Attribut) | SATZKONSTRUKTION (Hauptsatz, Nebensatz, Satzklammer, Verb-End-Stellung, Verb-Zweit-Stellung, Verb-Erst-Stellung) | WORTARTEN (Substantiv/Nomen, Verb, Adjektiv, Adverb, Konjunktion, Präposition, Pronomen, Artikel, Numerale, Interjektion, Partikel) | FLEXION (Deklination, Konjugation, Komparation, Genus, Numerus, Kasus, Tempus, Modus, Person, Genus verbi) | VERBFORMEN (Finite Verbform, Infinite Verbform, Infinitiv, Infinitivgruppe, Partizip) | VERBARTEN (Vollverb, Hilfsverb, Modalverb, Modalitätsverb, Halbmodalverb) | NEGATION (Negation, Negationspartikel) | ANDERE (Marker, Linguistik)

SATZGLIEDER

Subjekt

= „Satzgegenstand“, um den sich der Satz dreht; hängt eng mit dem Prädikat zusammen und kann auch ausschließlich mit diesem einen Minimal-Satz bilden; Satzteil, der im Nominativ steht, daher die Frage nach diesem Satzglied: „Wer oder was …?“  
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt.“

Objekt

= „Satzergänzung“; wird vom Prädikat gefordert; Frage hängt vom Kasus des Objekts ab, z. B. Akkusativ-Objekt: „Wen oder was …?“
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt.“

Prädikat (einfach)

= „Satzaussage“; hängt eng mit dem Subjekt zusammen; ein Satz kann aber im Extremfall auch nur aus einem Prädikat bestehen (z. B.: „Komm!“); Frage: „Was passiert?“
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt.“

Prädikat (komplex)

Wie das einfache Prädikat, besteht allerdings aus mehreren Teilen; tritt auf, wenn das Verb beispielsweise in eine andere Zeitform gesetzt oder die passive statt der aktiven Form verwendet wird, das Verb mit einem Modalverb kombiniert oder in den Konjunktiv II gesetzt wird.
Beispiel: „Tom möchte sein Auto in die Werkstatt fahren.“

Adverbial

= „Umstandsangabe“; nähere Bestimmung von Ort und Zeit, Grund, Art und Weise, Zweck und Bedingung oder Folge und Einräumung; die Fragen nach diesem Satzteil sind entsprechend vielfältig, u. a. „Wann, wozu, womit, warum …?“ etc.
Beispiel: „Tom fährt heute sein Auto in die Werkstatt.“

Attribut

= „Beifügung“; ist kein eigenes Satzglied, sondern ein Satzgliedteil, d. h. es bezieht sich auf ein Satzglied, das es näher bestimmt, meist ein Substantiv, auf keinen Fall jedoch das Verb; man fragt danach mit „Was für ein …?“ 
Beispiel: „Tom fährt heute sein schnelles Auto in die Werkstatt.“

Satzkonstruktion

Hauptsatz

Übergeordneter Teil eines Satzgefüges; besteht im Normalfall mindestens aus den Satzteilen Subjekt und Prädikat, meist auch Objekt; das finite Verb steht üblicherweise an zweiter Stelle, in Ausnahmefällen an erster Stelle des Satzes.
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt, weil er die Reifen wechseln möchte.“

Nebensatz

Untergeordneter Teil eines Satzgefüges; hängt von einem Hauptsatz oder einem anderen Nebensatz ab und kann nicht alleine stehen; das finite Verb steht hier üblicherweise an letzter Stelle des Satzes.
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt, weil er die Reifen wechseln möchte.“

Satzklammer

Tritt ein komplexes Prädikat im (Haupt-)Satz auf, ergibt sich in Sätzen mit Verb-Erst- und Verb-Zweit-Stellung eine Satzklammer: Das finite Verb öffnet die Klammer, der infinite Teil des Prädikats schließt die Klammer.
Beispiel: „Tom möchte sein Auto in die Werkstatt fahren.“

Verb-End-Stellung

Typische Nebensatzkonstruktion, bei der das finite Verb am Schluss des Satzes (auch hinter eventuellen weiteren Prädikatsteilen) steht.
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt, weil er die Reifen wechseln möchte.“

Verb-Zweit-Stellung

Typische Hauptsatzkonstruktion, bei der das finite Verb an zweiter Stelle steht und dabei häufig auf das Subjekt oder Objekt des Satzes folgt.
Beispiel: „Tom fährt sein Auto in die Werkstatt.“

Verb-Erst-Stellung

Typische Hauptsatzkonstruktion, bei der das finite Verb an erster Stelle steht; kommt vor allem bei bestimmten Fragesätzen (Ja-/Nein-Fragen) und Imperativen zur Anwendung. 
Beispiel: „Fährt Tom sein Auto in die Werkstatt?“

Wortarten

Substantiv/Nomen

= „Namen-/Gegenstandwort“; bezeichnet ein Lebewesen, einen Gegenstand, Sachverhalt o. ä.; Substantive werden immer groß geschrieben und dekliniert nach einem grammatischen Geschlecht (Genus), dem Numerus und Kasus.
Beispiel: „Tom“, „Auto“, „Werkstatt“

Verb

= „Tunwort“/„Tuwort“; beschreibt z.‌ B. eine Tätigkeit, einen Vorgang oder Zustand; wird konjugiert mithilfe der Kategorien Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi.
Beispiel: „fahren“, „wechseln“

Adjektiv

= „Wiewort“; bestimmt ein Substantiv näher; kann flektiert und (meist) auch gesteigert werden.
Beispiel: „schnelles Auto“

Adverb

= „Umstandswort“; bestimmt ein Verb oder auch ein Substantiv, Adjektiv oder anderes Adverb näher, u. a. als Lokal- („Wo?“, „Woher?“), Temporal- („Wann?“, „Wie lange?“), Kausal- („Warum?“) oder Modaladverb („Wie?“, „Wie viel?“); wird nicht flektiert und selten gesteigert.
Beispiel: „Das Auto fährt schnell.“, „Tom fährt heute in die Werkstatt.“

Konjunktion

= „Bindewort“; verbindet verschiedene Wörter, Satzteile oder Sätze unterordnend (leitet Nebensatz ein) oder nebenordnend (leitet Hauptsatz ein) miteinander; wird nicht flektiert.
Beispiel: „weil“, „dass“, „ob“, „und“, „denn“, „aber“, „oder“

Präposition

= „Verhältniswort“; wird verwendet, um temporale (Zeit), kausale (Grund), modale (Art und Weise) oder lokale (Ort) Verhältnisse auszudrücken; wird nicht flektiert.
Beispiel: „seit“, „aufgrund“, „statt“, „in“

Pronomen

= „Fürwort“; ersetzt ein Substantiv und kann u. a. als persönliches Fürwort (Personalpronomen), hinweisend (Demonstrativpronomen), besitzanzeigend (Possessivpronomen) oder sich auf etwas beziehend (Relativpronomen) eingesetzt werden; wird dekliniert.
Beispiel: „du“, „dieser“, „mein“, „welches“

Artikel

= „Begleiter“; begleitet ein Substantiv, entweder als bestimmter (der, die, das) oder unbestimmter (ein, eine) Artikel; wird dekliniert.
Beispiel: „Das schnelle Auto“

Numerale

= „Zahlwort“; bestimmt die Anzahl, Menge oder den Rang einer Sache.
Beispiel: „Ein Auto“

Interjektion

= „Ausrufewort“; kann u. a. Empfindung, Aufforderung, Gruß oder Betonung ausdrücken; wird manchmal auch den Partikeln zugerechnet.
Beispiel: „Igitt“, „ach“, „pst“, „hallo“, „richtig“, „tja“, „hm“

Partikel

= „Funktionswort“, das nicht flektiert werden kann und im engeren Sinn weder den Präpositionen noch den Adverbien oder Konjunktionen zuzuordnen ist; kann einen Satz oder Satzteil werten, verstärken, abtönen oder verneinen (Z. B. Ausrufe, Negationspartikel etc.).
Beispiel: „ziemlich“, „fast“, „vielleicht“, „bloß“, „nicht“

Flexion

Deklination

Anpassung eines Substantivs oder Adjektivs an einen bestimmten Kasus, Numerus und ein bestimmtes Genus.
Beispiel: „Die Farbe des Autos

Konjugation

Anpassung eines Verbs an Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi.
Beispiel: „Sie möchten fahren.“

Komparation

Steigerung von Adjektiven und einigen wenigen Adverbien in drei Stufen: Grundform (= Positiv), 1. Stufe (= Komparativ), 2. Stufe (= Superlativ).
Beispiel: „klein“, „kleiner“, „am kleinsten“

Genus

Grammatisches Geschlecht eines Substantivs oder Adjektivs: maskulin (männlich), feminin (weiblich) oder neutrum (sächlich). Bei Substantiven auch erkennbar an den Artikeln (der, die, das bzw. ein, eine).
Beispiel: „Das schnelle Auto

Numerus

Anzahlangabe für Substantiv oder Adjektiv: Singular (Einzahl) oder Plural (Mehrzahl).
Beispiel: „Die schnellen Autos

Kasus

Die vier Fälle, in denen ein Substantiv oder Adjektiv stehen kann: Nominativ („Wer oder was?“), Genitiv („Wessen?“), Dativ („Wem?“) und Akkusativ („Wen?“).
Beispiel: „Des schnellen Autos

Tempus

Die Zeitform eines Verbs: Gegenwart (Präsens), Vergangenheit (Perfekt, Präteritum und Plusquamperfekt) und Zukunft (Futur I und II).
Beispiel: „Er wird in die Werkstatt fahren.“ (Futur)

Modus

Realität oder Irrealität eines Verbs: Indikativ (Wirklichkeitsform), Konjunktiv I (vor allem für die Wiedergabe indirekter Rede) und II (Wunsch- oder Möglichkeitsform) und Imperativ (Befehlsform).
Beispiel: „Wenn er doch endlich in die Werkstatt fahren würde!“ (Konjunktiv II)

Person

Sprechsituation eines Verbs: 1. bis 3. Person im Singular und Plural: ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie.
Beispiel: „Du fährst in die Werkstatt?

Genus verbi

Handlungsrichtung eines Verbs: aktiv (jemand tut etwas) oder passiv (jemandem geschieht etwas, jemand erleidet etwas).
Beispiel: „Das Auto wird in die Werkstatt gefahren.“ (passiv)

Verbformen

Finite Verbform

Konjugiertes Verb mit bestimmter Person, bestimmtem Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi.
Beispiel: „Er möchte in die Werkstatt fahren.“

Infinite Verbform

Verb im Infinitiv oder als Partizip; wird also nicht nach Person, Numerus, Tempus, Modus oder Genus verbi konjugiert.
Beispiel: „Er möchte in die Werkstatt fahren.“

Infinitiv

Nicht konjugierte Grundform eines Verbs.
Beispiel: „fahren“

Infinitivgruppe

Infinitiv mit „zu“, der auch noch durch weitere Wörter ergänzt werden kann.
Beispiel: „Es wird Zeit, in die Werkstatt zu fahren.“

Partizip (I: Präsens/II: Perfekt)

Verbform, die in ihrer Verwendung zwischen Verb und Adjektiv steht; das Partizip I (Präsens) drückt dabei Gleichzeitigkeit aus, das Partizip II (Perfekt) eine passive Handlung oder eine Handlung in der Vergangenheit.
Beispiel: „gehend“ (I), „gegangen“ (II)

Verbarten

Vollverb

Kann alleine das Prädikat eines Satzes bilden.
Beispiel: „Sie läuft.“

Hilfsverb

Bildet gemeinsam mit einem Vollverb das Prädikat eines Satzes; wird zur Bildung von Tempus, Modus und Genus-verbiFormen benötigt.
Beispiel: „Sie wird laufen gehen.“

Modalverb

Bildet gemeinsam mit einem Vollverb das Prädikat eines Satzes; drückt u. a. eine Notwendigkeit, Möglichkeit, einen Wunsch oder eine Aufforderung aus: „dürfen“, „können“, „mögen“, „müssen“, „sollen“ und „wollen“.
Beispiel: „Sie will laufen gehen.“ 

Modalitätsverb

Bildet gemeinsam mit einem Vollverb im Infinitiv + „zu“ das Prädikat eines Satzes; drückt u. a. eine Notwendigkeit oder Möglichkeit aus, wie z. B. „sein“, „haben“, „(nicht) brauchen“, „bleiben“, „gedenken“, „verstehen“, „wissen“.
Beispiel: „Sie braucht nicht laufen zu gehen.“

Halbmodalverb

Bildet gemeinsam mit einem Vollverb im Infinitiv + „zu“ das Prädikat eines Satzes; drückt u. a. eine Notwendigkeit oder Möglichkeit aus: „scheinen“, „drohen“, „versprechen“, „pflegen“.
Beispiel: „Sie scheint laufen gegangen zu sein.“ 

Negation

Negation

Verneinung einer Aussage oder eines Satzes mit Hilfe von Negationspartikeln.
Beispiel: „Sie soll nicht laufen gehen.“

Negationspartikel

Partikel, mit Hilfe derer ein Satz oder eine Aussage verneint werden kann, z. B.: „nicht“, „kein“, „weder … noch“, „nichts“, „niemand“, „nie“, „niemals“, „nirgends“, „nirgendwo“, „nirgendwoher“, „nirgendwohin“, „keineswegs“ etc.
Beispiel: „Nichts hält sie davon ab.“

Andere

Marker

Merkmal eines sprachlichen Elements. Kann sich auf die Morphologie (Form), Semantik (inhaltliche Bedeutung) oder auch die Phonologie (Laute) eines Worts beziehen.
Beispiel: „Frau“ [+feminin] [+singular] [+menschlich] [+belebt] [-männlich]

Linguistik

Sprachwissenschaft; beschäftigt sich mit der Funktion und Entwicklung von Sprache, und dabei auch mit Grammatik.

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Zweite Feder

„Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain