Gundermann
Glechoma hederacea
Dieser kleine Frühlingsbote erfreut so manches Mal mein Auge als Farbtupfer auf dem noch vorfrühlingshaften Waldboden. Oftmals wird er jedoch übersehen, denn der Gundermann ist ein sehr bescheidenes und eher unauffälliges Kräutlein. Dabei steckt allerhand in dem kleinen Kerlchen, was man ihm auf den ersten Blick vielleicht zunächst gar nicht zutraut.
Bereits der Name klingt, wie ich finde, sehr freundlich und man könnte sich den Gundermann gut als Titelhelden eines mittelhochdeutschen Versepos vorstellen („Der Gundermann“ von Wolfram von Esselsleben). Der Name leitet sich dabei vermutlich tatsächlich vom althochdeutschen Wort „gund“ ab, welches „Eiter“ bedeutet. Daran lässt sich u. a. erkennen, dass Gundermann schon lange von Menschen als Heilkraut verwendet wird.
Dafür musste man nur zur Walpurgisnacht einen Kranz aus Gundermann winden und sich auf den Kopf setzen. Bei den Kelten war das Kräutlein sogar heilig und wurde zum Schutz gegen böse Zauber um das Haus herum angepflanzt.
Wo sammle ich den Gundermann und wie erkenne ich ihn?
Als Standort bevorzugt Gundermann nährstoffreiche, feuchte sowie lehmige Böden, deshalb findet man das weitverbreitete Kraut häufig an Waldrändern, in lichten Wäldern, in der Nähe von Ufern, auf Wiesen, an Böschungen oder Hecken.
Gundermann kann man daher wunderbar unterwegs sammeln, etwa auf einer Wanderung oder bei einem Spaziergang. Auch im eigenen Garten findet man das Kräutlein, und da es schnell wächst, wird es dort vielfach auch als Bodendecker eingesetzt. Die beste Zeit zum Sammeln ist von April bis Juni.
Wenn man weiß, worauf man achten muss, ist Gundermann gut zu erkennen:
Die schmucken kleinen Blüten sind blauviolett und lippenförmig. Sie erscheinen ab April, damit gehört Gundermann zu den Frühblühern (vgl. Was sind Frühblüher?). Die Blüten wachsen direkt am vierkantigen Stengel. Die Blätter hingegen sind rundlich-herzförmig mit einem gekerbten Blattrand und erreichen eine Größe von 0,5–3 cm. Es besteht Verwechslungsgefahr mit ebenfalls essbaren Pflanzen, die teilweise als Heilpflanze verwendet werden können, wie Echtem Ehrenpreis, Taubnessel, Echter Nelkenwurz oder Knoblauchsrauke. Von allen lässt sich der Gundermann allerdings sehr gut anhand des Duftes unterscheiden, denn nur Gundermann verfügt über den typisch würzigen Geruch.
Was kann man mit Gundermann so alles anstellen?
Dieser markante Geruch des Gundermanns äußert sich auch in einem sehr kräftigen, würzigen, teilweise etwas scharfen Geschmack, der ideal für die unterschiedlichsten Speisen geeignet ist. So kann man nicht nur ein schmackhaftes Kräutersalz daraus kreieren, auch einem Salat, Quark oder Kartoffeln verleiht Gundermann das gewisse Extra im Geschmack. Außerdem ist er der Star einer jeden Kräuterlimonade, die etwas auf sich hält. Schon beinahe klassisch ist darüber hinaus das Gundermann-Pesto.
Es gibt zudem interessante Dessert-Rezepte, bei denen das Kraut einen Überzug aus Schokolade erhält. Die essbaren hübschen Blüten eignen sich wunderbar als Deko, etwa für ein Brot mit Frischkäse oder Kräuterbutter.
Im Tee schmeckt der Gundermann ebenfalls sehr gut, am besten aus frischen Blättern und Blüten zubereitet, dann entfaltet er sein ganzes Aroma. Aber auch getrocknet, z. B. in einer Kräuterteemischung, ist er nicht zu verachten. Dabei ist so ein Tee nicht nur lecker, sondern gilt auch als sehr heilsam.
Gundermann – ein Heilkraut?
Gundermann ist nämlich ein althergebrachtes Heilkraut und gilt als Geheimtipp bei chronischer Erkältung bzw. chronischen Problemen mit den Nasennebenhöhlen.
Bereits die vielzitierte Hildegard von Bingen war vom Gundermann überzeugt und empfahl das Kraut u. a. gegen Ohrenbeschwerden. Außerdem soll er appetitanregend wirken und zum Entgiften und zur Reinigung verwendet werden können, denn er soll beispielsweise Schwermetalle binden. Weitere mögliche Anwendungsgebiete sind Rachenentzündungen oder Blasenbeschwerden.
Dieses schöne Kräutlein ist also ein echter Tausendsassa. Geben Sie dem freundlichen Herrn Gundermann daher eine Chance, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen und laden Sie ihn doch einmal zu einem kleinen Besuch in Ihrer Küche ein.
Knoblauchsrauke
Frauenmantel
* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain