Was macht einen guten Text aus?
Erster Teil der zweiteiligen Serie
Schreiben ist etwas sehr Individuelles und Persönliches, und wie und was man schreibt, häufig Geschmackssache. Dennoch sind sich meist alle darüber einig, ob ein Text gut geschrieben ist oder nicht. Doch welche Kriterien machen den Unterschied zwischen einem gelungenen und einem bearbeitungsbedürftigen Text aus? Und was kann ich konkret machen, um meine Texte zu verbessern? Diesen Fragen will mein neuer zweiteiliger Blogartikel nachgehen.
Die Satzlänge: Wie lang darf’s denn bitte sein?
Hier gilt vor allen Dingen, dass die Sätze nicht zu lang und verschwurbelt sein sollten. Thomas-Mann-Monster-Sätze sind oft anstrengend zu lesen und zudem, wenn man sie nicht vollständig beherrscht, eine beliebte Fehlerquelle. Auf der anderen Seite sollten die Sätze auch nicht zu kurz sein. Ich persönlich bevorzuge einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen: Alles, was über den Drei-Wort-Satz hinausgeht, aber unter vier eingeschobenen Nebensätzen bleibt, ist wunderbar.
Der Fremdwort-Tsunami
Bitte verwenden Sie Fremdwörter nur, wenn Sie sich ihrer Bedeutung absolut sicher sind. Mein Lieblingsbeispiel ist „obsolet“, ein sehr hübsches und intelligent klingendes Wort, das allerdings sehr häufig falsch verwendet wird (offizielle Bedeutung: 1. veraltet, 2. überflüssig). Nichts macht mich außerdem nervöser als ein falsch geschriebenes Fremdwort, denn meist gehe ich dann zunächst davon aus, dass es sich einfach um ein Wort handelt, welches ich noch nicht kenne („Ist Koherenz vielleicht ein wenig gebräuchlicher linguistischer Spezialbegriff?“). Auch lateinische Wendungen sollte man nur einfließen lassen, wenn man sich sowohl über deren Schreibweise als auch über die Bedeutung im Klaren ist. Wenn hier Unsicherheit herrscht, einfach googeln oder nachschlagen, das mache ich auch. Zudem sollten Sie sich fragen, ob Sie überhaupt so viele Fremdwörter in Ihrem Text verwenden wollen. Handelt es sich um einen Artikel im akademischen Kontext, wissen wir alle, dass es hier nie genug Fremdwörter sein können, am besten noch gewürzt mit mindestens ein, zwei Neologismen (selbstgeprägten Wortneuschöpfungen) oder sogar Archaismen (selten verwendete Wörter). Die meisten anderen Texte hingegen lesen sich ohne Fremdwortüberschuss bedeutend schöner.
Ich lebe im Jetzt … oder doch in der Vergangenheit?
Bleiben Sie bei der einmal gewählten Zeitform. Es ist gerade bei einer Erzählung etwas anstrengend, wenn die Zeitformen ständig wechseln (Beispiel: „Tim sitzt in einem Café und trinkt einen Espresso, da kam Karl durch die Tür“). Dies ist ein Fehler, der leider öfter begangen wird.
Der Duden ist unser bester Freund
Vermeiden Sie Rechtschreibfehler. Dieser Tipp klingt simpel (ich höre Sie schon „Achneee“ murmeln), doch viele Menschen haben hier tatsächlich einige Defizite. Das ist eigentlich nichts Schlimmes, denn jeder hat seine ganz individuellen Stärken und Schwächen, für ein angenehmes Lesegefühl ist eine gute Rechtschreibung jedoch unerlässlich.
Heutzutage ist eine automatische Rechtschreib- und Grammatikprüfung tatsächlich bei allen gängigen Textverarbeitungsprogrammen integriert (an dieser Stelle ein kleines „Hurra“ auf die moderne Technik: Hurra!), doch auch ein Duden (oder wie wir ihn ehrfürchtig nennen: „die Bibel“) und ein Grammatikbuch sollten stets zur Hand sein. Denn leider findet auch eine automatische Rechtschreibprüfung längst nicht alle Fehler. Insbesondere eine falsche Zeichensetzung wird dabei oftmals übersehen (ein beliebter Fehler ist z. B. das Komma bei Infinitivgruppen).
Wer also ganz sicher gehen will, sollte deshalb nicht zögern, ein Lektorat in Anspruch zu nehmen (wenn ich jetzt nur ein Textbüro kennen würde, das professionelle Lektorate anbietet …).
Weitere nützliche Tipps finden Sie im zweiten Teil (Was macht einen guten Text noch aus?) des Blogartikels.
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* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain