Was macht einen guten Text noch aus?
Zweiter Teil der zweiteiligen Serie
Schreiben ist etwas sehr Individuelles und Persönliches, und wie und was man schreibt, häufig Geschmackssache. Dennoch sind sich meist alle darüber einig, ob ein Text gut geschrieben ist oder nicht. Doch welche Kriterien machen den Unterschied zwischen einem gelungenen und einem bearbeitungsbedürftigen Text aus? Und was kann ich konkret machen, um meine Texte zu verbessern? Diesen Fragen will ich in meinem zweiteiligen Blogartikel nachgehen.
Nachdem bereits im ersten Teil des Blogartikels (Was macht einen guten Text aus?) einige Punkte aufgezählt wurden, die einen gelungenen Text ausmachen, folgen hier fünf weitere nützliche Tipps und Tricks.
Wer bin ich?
Namen, Orte etc. sollten durchgängig einheitlich geschrieben werden. Sollten Sie z. B. einen Roman schreiben, achten Sie bitte darauf, dass Ihre Protagonisten immer den gleichen Namen tragen. Wenn Ihr Elfenkaiser Ilipalompos heißt, ist es für den Leser sehr verwirrend, wenn er an anderer Stelle plötzlich Gerhard genannt wird. Haben Sie sich entschieden, seine Schwester, aus welchem Grund auch immer, Lillifee Elfenschön zu nennen, kann das 50 Seiten später nicht plötzlich der Name der Hofzauberin sein (es sei denn, die Schwester des Kaisers ist mittlerweile auch Hofzauberin geworden. Ich möchte hier nicht ausschließen, dass auch Elfenprinzessinnen verschiedene Karrierewege offenstehen). Um Abhilfe zu schaffen, bietet sich z. B. eine Extra-Datei an, die Sie während des Schreibens erstellen und in der Sie jede Person, die Sie einführen, vermerken und idealerweise mit einer Kurzbiographie bzw. Informationen, die Sie bereits im Text erwähnt haben, versehen.
Bei realen Personen, Orten, Romanfiguren anderer Werke usw. gilt, auch hier die Schreibung besser noch einmal zu prüfen und sich nicht auf das eigene Gefühl zu verlassen, denn dieses kann durchaus trügen. Wenn von einer Person im Text öfter die Rede ist, sollten Sie auch darauf achten, dass Sie den Namen im gesamten Text richtig schreiben. So etwas können Sie gut über die Suchfunktion Ihres jeweiligen Textverarbeitungsprogramms prüfen, indem Sie z. B. nach den Anfangs- oder Schlussbuchstaben des Namens suchen (es sei denn, Sie haben da schon einen Fehler eingebaut, dann hilft auch das nichts).
Auch Verben sind Freunde
Deutsch ist eine Sprache mit vielen Substantiven (die hießen in der Schule mal „Nomen“, z. B. das Auto/die Musik). Außerdem lassen sich so ziemlich alle Verben (laufen, spielen) bzw. Adjektive (neu, groß) substantivieren („Wir sind zum Laufen verabredet.“/„Ich brauche etwas Neues zum Anziehen.“).
Es erscheint deshalb nur logisch, dass Texte vor Substantiven nur so strotzen sollten. Aber halt, nur weil etwas möglich ist, heißt es noch lange nicht, dass man es auch machen muss. Im Gegenteil, ich möchte Ihnen vielmehr zurufen: Stellen Sie sich der Substantivflut entgegen! Benutzen Sie lieber Verben, denn mit ihnen klingt Ihr Text schöner und liest sich zudem viel besser. Ein überspitztes Beispiel mit vielen Substantiven: „Haben Sie Interesse an der Erwerbung eines Autos? Dann vermeiden Sie ein Zögern und statten Sie uns einen Besuch ab.“ Klingt blöd, oder? Viel schöner und griffiger liest es sich doch mit Verben: „Wollen Sie ein Auto kaufen? Dann zögern Sie nicht länger und kommen Sie zu uns.“
Aufbau: Keine Angst vor Absätzen
Eine große Menge Text, kombiniert mit wilden Gedankensprüngen, wirkt auf die meisten Menschen eher abschreckend. Wenn Sie also jemand sind, der sehr assoziativ denkt und bei dem die Gedanken wie ein wildgewordener Flummi von rechts nach links und von oben nach unten schießen, sollten Sie versuchen Ihrem Text, nach dem ersten Niederschreiben der Gedanken, eine gewisse Struktur zu verpassen. Eine schöne Gliederung erfreut nämlich das Herz eines jedes Lesers und vereinfacht es ihm, Gedankengängen zu folgen. Eine wirksame Methode, um Übersichtlichkeit herzustellen, ist das Einfügen von Absätzen. Idealerweise behandeln die durch Absätze entstandenen Textblöcke dabei jeweils unterschiedliche Themen oder Ideen. Vereinfacht gesagt, wird z. B. in dem einen Absatz das Thema Katzen behandelt, im nächsten dann das Thema Hunde und im darauffolgenden das Thema Kaninchen.
Gerade etwa bei Blogartikeln sind außerdem Zwischenüberschriften eine gute Gliederungsmöglichkeit. (Ich hoffe, Sie erkennen, wie besonders schön die Zwischenüberschriften in diesem Artikel gelungen sind!)
Für wen schreibe ich?
Nach sehr viel Form nun noch eine kleine Anmerkung zum Inhalt. Hier sollten Sie sich im Vorfeld ein paar Fragen stellen: Für wen schreiben Sie Ihren Text? Welche Art von Text wollen Sie schreiben und in welchem Zusammenhang soll er erscheinen? Haben Sie eine bestimmte Zielgruppe vor Augen? Was könnte diese interessieren? Wenn Sie sich die Antworten auf diese Fragen gut überlegt haben, steht einem gelungenen, zielgruppengerechten Text nichts mehr im Wege.
Selbstverständlich können Sie den Text auch einfach für sich schreiben, dann sind diese Fragen irrelevant und Sie sollten ihn einfach so schreiben, wie er Ihnen am besten gefällt.
Mehr diesem Thema erfahren Sie in dem Artikel Ein Thema – unzählige Möglichkeiten, ein Buch zu schreiben.
See, Teich, Tümpel, Weiher, Gewässer
Damit es gut und flüssig klingt, sollten Wiederholungen vermieden werden. Hier hilft ein Thesaurus, klingt zwar wie der beste Freund vom Stegosaurus, ist aber ein Wörterbuch für Synonyme und Assoziationen. Kostenlos und online findet man den z. B. hier. Er liefert zwar nicht immer das perfekte Wort, manchmal aber schon. Zudem hilft er oftmals dabei, den jeweiligen Satz, mit dem man gerade hadert, noch einmal anders anzugehen.
All dies sind Dinge, die mir bei meiner täglichen Arbeit ständig begegnen, und ich bin mir sicher: Wenn Sie diese beachten, wird sich die Qualität Ihrer Texte signifikant erhöhen.
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* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain