Besser schreiben
Einen eigenen Schreibstil entwickeln und optimieren
Die eigene Stimme finden
Als Texter muss man sich ständig in neue Schreibstile hineinfinden, um dem Anlass angemessen und zielgruppengerecht zu schreiben. Schließlich klingen Texte für eine Anwaltskanzlei etwas anders als beispielsweise solche, die für einen Dachdecker geschrieben werden. Diese permanente Neuorientierung ist es, was den Beruf abwechslungsreich und spannend macht.
Trotzdem haben die meisten Menschen, die beruflich oder privat viel schreiben, einen individuellen Schreibstil, mit dem sie sich am wohlsten fühlen und der sie am besten repräsentiert. Diesen eigenen Stil zu erarbeiten, ist ein längerer Prozess, der einige Jahre in Anspruch nehmen kann. Dabei ist dieser Prozess nie abgeschlossen, vielmehr scheint er sich im Laufe des Lebens stets weiter zu entwickeln: Wenn ich ältere Texte von mir lese, darunter auch ganz frühe, etwa aus der Schulzeit, lässt sich der Stil, den ich als meinen eigenen bezeichnen würde, bereits gut herauslesen. Trotzdem schreibe ich heute anders als mit zwölf und kann mir gut vorstellen, dass sich die Texte, die ich mit 80 produzieren werde, von den jetzigen auch noch einmal unterscheiden werden.
Die 4 Faktoren
Um seinen eigenen Stil zu entwickeln oder ganz generell das Schreiben zu verbessern, sind auf längere Sicht vor allen Dingen 4 Faktoren entscheidend: Lesen, Übung, Kontinuität und Zeit.
Wer nicht liest, der lebt nicht (Sprichwort)
Menschen, die viel und gut schreiben, sind in aller Regel auch begeisterte Leser; man könnte also sagen, sie sind nicht nur Produzenten, sondern auch Konsumenten, sie bauen den Stoff nicht nur an, sie konsumieren ihn auch. Und das nicht ohne Grund, denn um seinen eigenen Schreibstil zu verbessern, ist das Lesen sehr förderlich. Wer jetzt etwas betrübt auf seine verstaubte Sammlung aus hochliterarischen Werken blickt – die man sich einst aus schlechtem Gewissen oder als Neujahrsvorsatz zugelegt, aber nie wirklich gelesen hat –, und befürchtet, man müsse „Der eiserne Gustav“ bis zum bitteren Ende durchexerzieren, kann aufatmen: Es muss kein langweiliger Klassiker sein, im Gegenteil – man darf alles lesen, was einem Spaß macht. Spannend ist auch, Texte aus unterschiedlichen Genres zu lesen und sich mit den hier typischen Stilmitteln vertraut zu machen. Auch schlecht geschriebene Bücher oder Groschenromane sind erlaubt. An denen lässt sich nämlich häufig gut festmachen, wie es nicht klingen sollte. Die Hauptsache ist, dass man viel liest, denn so lernt man so einiges, z. B. über Sprache, Ausdruck oder Grammatik.
Übung macht den Meister
Das Schreiben ist eine Kunst, und wie jede Kunst braucht es vor allen Dingen eines: Übung. Ein Musiker oder Maler spielt bzw. zeichnet auch nicht von Anfang an auf dem höchsten Niveau, sondern muss viele Stunden üben, um sein Talent voll entfalten zu können. Auch ein Schreibender kommt um das Üben nicht herum.
Vielen Menschen läuft bei dem Wort „Übung“ ein kalter Schauer über den Rücken, gemahnt es sie doch an Lateinvokabeln oder Klavierstunden. Aber haben Sie keine Angst, denn Schreiben macht sehr viel Spaß und sogar eine kleine Schaffenskrise bzw. Durststrecke ist schnell überwunden und vielleicht sogar etwas, über das man später einmal schreiben kann (Stichwort: Alles kreativ ausbeuten!).
Falls Sie Übungs-Anregungen benötigen, seien Ihnen die Blog-Artikel Kreatives Schreiben: Sechs Übungen und Kreatives Schreiben: Sechs Übungen in der Gruppe ans Herz gelegt.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Beim Schreiben ist es ähnlich wie beim Sport, denn auch hier gilt: Will man „Muskeln aufbauen“ bzw. besser werden, muss man regelmäßig trainieren. Nur so lässt sich der Schreibstil optimieren. Auch, um langfristige Projekte wie beispielsweise einen Roman voranzutreiben, ist Kontinuität von großer Wichtigkeit. Diese hilft ebenfalls dabei, die gefürchteten Schreibblockaden zu verhindern. Wie man diese Regelmäßigkeit herstellt, kann sich dabei jeder selbst aussuchen. Bei einem Abendmenschen bietet es sich beispielsweise an, jeden Wochentag nach dem Abendessen zehn Minuten (oder länger) zu schreiben, wer hingegen eher am Morgen durch Aktivität auffällt, der kann das wunderbar direkt nach dem Aufstehen machen. (Angeblich fließen da die kreativen Energien eh am besten. Das ist aber bei mir nicht so, deshalb kann ich da nicht aus eigener Erfahrung sprechen.) Bauen Sie das Schreiben ähnlich wie das Zähneputzen einfach in Ihren jeweiligen Tagesablauf ein.
Rome Wasn’t Built in a Day
Sie haben jetzt eine Woche lang jeden Abend eine halbe Stunde geschrieben, drei Romane gelesen, von denen mindestens einer zudem noch literarisch wertvoll war, und trotzdem hat noch kein großer Verlag angerufen, um sich schon jetzt die Rechte an Ihrem bevorstehenden Lebenswerk zu sichern?
Leider wird man nicht über Nacht zu einem perfekten Schreiberling. Um an dieser Stelle ein altbekanntes Sprichwort zu bemühen: Gut Ding will Weile haben. Geben Sie sich also Zeit und bleiben Sie dran. Und seien Sie versichert: Selbst wenn das Schreiben manchmal zäh erscheint, wird es wieder Phasen geben, in denen es Sie sehr glücklich machen wird.
Nun haben Sie einige Anregungen für die Optimierung Ihres Schreibstils erhalten. Vielleicht ist dies auch schon der 10. Blogartikel, den Sie zu dem Thema lesen, um sich vor dem Anfangen zu drücken. So oder so möchte ich Ihnen den wichtigsten Tipp noch als Abschluss mit auf den Weg geben: Fangen Sie einfach an.
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* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain