Diverses

Zu-Ver­schen­ken-Kis­ten

Wundertüten am Straßenrand

Sarah Christiansen
15 Nov, 2023

Man findet sie meist bei einem Spaziergang, sie stehen auf dem Bürgersteig – oftmals mit einem „Zu-Verschenken“-Schild geschmückt, manchmal aber auch ohne: die sogenannten „Zu-Verschenken-Kisten“. Solche Kisten entstehen allerdings nicht einfach so, sie wurden vielmehr liebevoll gepackt von jemandem, der gerade ausgemistet hat und dabei über Dinge gestolpert ist, die zu schade zum Wegschmeißen sind. Und was man da nicht alles findet: Bücher, CDs, DVDs, Kleidung, Geschirr in allen Farben und Formen, Pflanzen, Spielzeug, Wolle, Deko-Artikel, Blumentöpfe, Lebensmittel, Büromaterialien – die Liste ließe sich fortsetzen.
Oft stehen auch Möbel mit dem Hinweis „zu verschenken“ an der Straße. Ich bin mir sicher, dass man mit etwas Geduld seinen gesamten Hausstand nur mit Hilfe dieser verschenkten Gegenstände zusammensammeln könnte.

Ich persönlich freue mich meist über schöne Blumentöpfe bzw. Pflanzbehälter oder interessante Bücher, bin aber auch offen für andere Dinge, die mir über den Weg laufen.

Die Zu-Verschenken-Kisten findet man zu allen Jahreszeiten, einzige Voraussetzung ist trockenes Wetter. Das „Kisten-Phänomen“ scheint dabei von Stadt zu Stadt unterschiedlich stark ausgeprägt zu sein. Während es in Göttingen, einer alternativen Studentenstadt, sehr verbreitet ist, soll es Orte geben, an denen man es gar nicht kennt. Auf dem Land habe ich bisher eher Kisten mit Gemüse aus dem eigenen Garten gesehen.

Echte Multitalente

Wie man vielleicht herauslesen kann, bin ich ein kleiner Fan dieser Kisten. Warum? Ganz einfach, es gibt sogar erstaunlich viele Gründe, warum die Zu-Verschenken-Kisten so toll sind. Ein paar habe ich hier aufgelistet:

  • Die Kisten sind echte Überraschungsboxen, die zum Stöbern und Entdecken einladen.

  • Alle gewinnen: Der ursprüngliche Besitzer freut sich, dass seine Schätze in neue Hände übergehen. Der neue Besitzer ist glücklich darüber, auf dem Nachhauseweg zufällig über eine Kostbarkeit gestolpert zu sein, die perfekt in seine Wohnung oder seinen Garten passt.

  • Wenn man nach einigen Tagen merkt, dass der erbeutete Gegenstand einem doch nicht gefällt, verschenkt man ihn einfach weiter, z. B. indem man selbst eine Kiste an die Straße stellt – der perfekte Kreislauf.

  • Die Zu-Verschenken-Kisten bringen Menschen zusammen. Personen jeglichen Alters und aus jeder sozialen Schicht durchstöbern sie: Neben einem Studenten buddelt sich begeistert eine Professorin durch die Gegenstände, Seite an Seite mit einem Hippie durchforstet eine Bankkauffrau das Angebotene.

  • Kreativität und Phantasie werden gefördert: Wäre dieser Teller nicht eine schöne Vogeltränke? Lässt sich aus diesem Geschirr nicht etwas dekorativ Bepflanzbares für den Garten basteln?

  • Die Kisten sind nachhaltig, denn sie sorgen dafür, dass weniger weggeschmissen wird. Das ist etwas, was ich beispielsweise auch beim Foodsharing sehr schätze.

Haushaltsgegenstände zu verschenken am Straßenrand

Aber darf man das überhaupt?

Deutschland ist ja bekanntlich ein Land, in dem alles Regeln unterliegt – darf man also einfach so seine Sachen auf den Gehweg stellen? Nein, das ist tatsächlich nicht erlaubt. Schließlich ist der Bürgersteig öffentlicher Grund, den man nicht einfach vollstellen darf. In vielen Städten werden dafür sogar Bußgelder verhängt, da es sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit handelt. 

Dieser Ärger lässt sich aber umgehen, indem man die Kiste einfach auf sein eigenes Grundstück stellt.

Verantwortung übernehmen

Manchmal entstehen Probleme, wenn die abgestellten Zu-Verschenken-Kisten herrenlos werden, d. h. sich niemand mehr für sie verantwortlich fühlt. So kann beispielsweise ein Regenguss dafür sorgen, dass die einst so schöne Kiste zu einem nassen Papphaufen wird. Vergessene Kisten verwandeln sich zudem manchmal in eine Ansammlung von Müll, wo sich mit der Zeit allerlei Unrat ansammelt. Solche Probleme lassen sich ganz einfach vermeiden, wenn jeder für „seine“ Kiste Verantwortung übernimmt und sie z. B. bei Regen hereinholt bzw. frühzeitig entsorgt. So vermüllt die Straße nicht und die Zu-Verschenken-Kisten bleiben eine schöne Institution.

Oft entdeckt man ungeahnte Schätze

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