Das Schlüssellochbeet
Der selbstdüngende Minigarten
Eigentlich entspricht das Prinzip des Schlüssellochbeets den Grundsätzen der Permakultur: Natürliche Kreisläufe in der Natur werden vom Menschen nachgeahmt und in kleinerem Maßstab auf den Garten angewandt. Dieses spezielle Beet hat jedoch den zusätzlichen Anspruch, besonders pflegeleicht und produktiv zu sein. Das erklärt sich aus der interessanten Herkunft und Entwicklung des Schlüssellochbeets.
Die Ursprünge
Der ursprüngliche Name der Beetform lautet aufgrund ihrer Herkunft „African Keyhole Garden“. Das Design dieses speziellen Hochbeetes stammt ursprünglich von der Hilfsorganisation CARE aus Zimbabwe und wurde dort in den 90er Jahren entwickelt. Ein Konsortium in Lesotho griff die Idee auf, um den vielen an AIDS Erkrankten vor Ort die Selbstversorgung zu erleichtern.
Das Beet sollte gut zugänglich sein und wurde daher direkt am Haus errichtet. So konnte man Küchenabfälle ohne lange Wege direkt entsorgen und verwerten. Die Höhe des Beetes von etwa einem Meter bedeutete, dass man beim Gärtnern den Rücken schonen und Kräfte sparen konnte, was den geschwächten AIDS-Patienten entgegenkam. Zudem schützte das Hochbeet die angebauten Pflanzen vor hungrigen (Nutz-)Tieren.
Das neue Konzept war so erfolgreich, dass es sich von dort schnell in vielen afrikanischen Ländern, besonders in den dortigen Townships, verbreitete, da die angebauten Pflanzen besonders kräftig wuchsen und auch in trockenen Gegenden gute Ernten garantierten.
Besonders interessant finde ich dabei den Nährstoff-Kreislauf, der beim Schlüssellochbeet durch die direkte Kombination von Kompost und Beet entsteht. Man kennt dieses Prinzip auch von anderen Hochbeeten oder Wurmkompostern, die direkt in die Anbaufläche integriert sind. In diesem Fall ist es aber besonders praxistauglich und wassersparend umgesetzt.
Das Prinzip
Das Besondere an dieser Beetart ist der Kompostkorb in der Mitte. Die Bezeichnung als „selbstdüngendes Beet“ ist deshalb sehr treffend. Küchen- und Gartenabfälle werden in den Kompostkorb geworfen. Wie bei den meisten anderen Formen von Kompost gilt auch hier: Bitte keine tierischen, gekochten oder gewürzten Abfälle verwenden. In der Mitte des Beetes werden diese Abfälle dann von Würmern und sonstigen (Kleinst-)Lebewesen zügig zu grobem Kompost zersetzt. Gegossen wird dabei ebenfalls ausschließlich über den Kompostkorb. So werden die entstandenen Nährstoffe vom Zentrum des Beetes aus in die umliegende Erde gespült und kommen so direkt an die Wurzeln der Pflanzen. Das spart zusätzlich auch noch Wasser, da man nicht die gesamte Fläche gießt, sondern nur den kleinen Kompostbereich. Die Wurzeln der angepflanzten Kulturen wachsen dabei mit der Zeit in die Tiefe und Mitte des Beetes und werden hier mit allem gut versorgt.
Das Material
Als Baumaterial kann wie bei anderen erhöhten Beeten letztlich alles mögliche verwendet werden. Ob Holzlatten, Palisaden, geflochtene Weiden- oder Haselnussruten, Natursteine, Dachziegel, Benjeshecken oder Bambusmatten zum Einsatz kommen, ist vor allem Geschmackssache und hängt auch ein bisschen davon ab, wie viel Platz man zur Verfügung hat. Gerne kann hier auch Material recycelt werden.
Steinwände als Heizung
Für uns in Mitteleuropa besonders interessant: Baut man das Schlüssellochbeet aus Steinen, speichern diese (neben Feuchtigkeit) Wärme und geben sie abends und nachts langsam wieder ab, was den Pflanzen ein besonders angenehmes Mikroklima (oder auch Wellnesserlebnis) bietet. Dadurch kann das Schlüssellochbeet sogar als Frühbeet genutzt werden, besonders wenn man es noch mit einem Aufsatz kombiniert. Auch für die runde Grundform gibt es übrigens fertige Modelle zu kaufen. Besonders hübsch finde ich hier die sogenannten geodätischen Kuppeln, die aus zu einer Halbkugel zusammengesetzten Dreiecken bestehen und die man mit etwas Geschick auch selber bauen kann.
Der Aufbau
Das Schlüssellochbeet wird meistens auf bequeme Hüfthöhe gebaut, sollte also etwa einen Meter hoch sein. Die Einfassung kann, wie bereits erwähnt, aus allen möglichen Materialien errichtet werden. Meistens besteht sie aus Steinen oder Holz. In der Mitte des runden Beetes mit einem Durchmesser von höchstens zwei bis drei Metern befindet sich ein Kompostschacht. Dieser muss oben offen und unten und zu den Seiten hin durchlässig sein, also beispielsweise aus einem geflochtenen Korb oder einem zur Röhre gebogenen Hasendraht bestehen. Oben ragt der Kompostkorb etwas aus dem Beet heraus, das erleichtert die Befüllung. Damit man (vor allem bei einem etwas größeren Beet) leichten Zugang zum Kompost hat, baut man das runde Beet mit einer kleinen Aussparung an einer Seite. Blickt man von oben auf die Form, erinnert sie damit an ein Schlüsselloch, woher auch die Bezeichnung stammt.
Manchmal sieht man auch ein kleines Dach über dem Kompostkorb, der auf diese Weise vor Verdunstung oder auch zu viel Regen geschützt wird. Einige Gärtner ergänzen das Beet zusätzlich mit einem einfachen Gestell aus gebogenen Ruten oder Stangen, über das man während besonders heißer und trockener Phasen ein schattenspendendes Tuch oder ähnliches werfen kann.
Tipp
Besonders ressourcenschonend wird es, wenn beim Gießen neben Leitungs- oder Regenwasser auch sogenanntes Grauwasser verwendet wird – also beispielsweise Wasser, das beim Waschen von Obst und Gemüse aufgefangen wird.
Die Bepflanzung
Da die Erde im Schlüssellochbeet so gut mit Kompost versorgt wird, können hier ganz wunderbar alle möglichen Starkzehrer angebaut werden. Diese Pflanzen sind hungrig, brauchen also viele Nährstoffe, und gedeihen darum prächtig in gut gedüngter Erde.
Zu den Starkzehrern zählen bei den Gemüsesorten beispielsweise Kürbisse, Zucchini, Kartoffeln, Tomaten und Paprika, aber auch Gurken, Mais, Lauch und die meisten Kohlarten.
Durch den stetigen Nachschub an frischen Nährstoffen muss im Schlüssellochbeet nicht so sehr auf Fruchtfolgen geachtet werden, da die Erde kaum ausgelaugt wird. Trotzdem können die Starkzehrer im Wechsel oder auch in Kombination mit Mittelzehrern (z. B. Möhren, Rote Beete, Mangold, einige Salate, Zwiebeln und Knoblauch) angebaut werden, die etwas weniger Nährstoffe benötigen als ihre starkzehrenden Beetnachbarn.
Sogenannte Schwachzehrer sind hier allerdings eher fehl am Platz. Viele dieser Gemüse und Kräuter, die mit einem Minimum an Nährstoffen auskommen oder sich Nährstoffe selbst zur Verfügung stellen können, sind an magere, nährstoffarme Böden gewöhnt. In gut gedüngter Erde würden sie lange, weiche Triebe bilden und anfällig für Krankheiten bzw. Schädlinge werden. Rosmarin, Thymian und Co., aber auch viele Wildkräuter wie etwa der Beifuß sollten also lieber an andere Stellen im Garten gesetzt werden. (Wobei Thymian sich vermutlich in den Lücken einer Trockensteinmauer als Umrandung wiederum recht wohl fühlen würde.)
Der Praxistest
Bei all den Schokoladenseiten wollte ich diese Beetart unbedingt auch einmal ausprobieren und habe mir eine Miniversion in den Garten direkt vor die Terrasse gebaut. In einem extra Beitrag gibt es also bald zusätzlich noch einen kleinen Erfahrungsbericht von mir.
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